Europa als Dritte Kraft
Der Historiker Wilfried Loth sieht im Konzept eines „Europas der Dritten Kraft“, das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Konjunktur hatte, eine der Triebkräfte der europäischen Integration. Inwieweit ist diese Konzeption heute noch – bzw. wieder – aktuell? „In Europa und überall auf der Welt gibt es Staaten, Gruppen und Individuen, die verstanden haben, dass beim gegenwärtigen Stand der wirtschaftlichen Entwicklung keines der großen Probleme mehr im Rahmen der Grenzen zufrieden stellend gelöst werden kann, dass ohne eine lebendige Solidarität mit den anderen kein Volk mehr in Wohlstand leben, ja überhaupt überleben kann, und dass man sich gruppieren, föderieren, einigen muss oder untergehen wird. Sie lehnen es ab, sich von vornherein in eines der Lager einschließen zu lassen, die sich die Welt zu teilen scheinen, weil sie die Notwendigkeit einer universellen Solidarität empfinden, weil sie die Gefahr für den Frieden ermessen, die ein Fortdauern der Teilung und der Gegensätze enthält, un...